"Handwerksqualität setzt sich immer durch"

13 Bäcker und 18 Verkaufsfachkräfte am 27. September 2014 freigesprochen - HWK-Vize als Festredner

Nürnberg (buc) –  „Sie haben es geschafft, Sie sind jetzt Fachkräfte. Bleiben Sie in Ihren Berufen flexibel, erkennen Sie neue Trends und neue Chancen – das ist die Stärke des Handwerks. Qualität wird sich immer durchsetzen.“ Mit diesem Appell bedachte Thomas Pirner, Vizepräsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, 67 Auszubildende aus dem Bäcker- und dem Fleischerhandwerk, die bei einer Feier im Arvena-Park-Hotel ihre Gesellenbriefe erhielten. Zur bestandenen Prüfung gratulierte der Festredner auch 13 Bäckergesellinnen und -gesellen sowie 18 Bäckerei-Fachverkäuferinnen und -Fachverkäufern. 

Als prüfungsbester Bäcker wurde vor gut 200 Gästen Lucas Schwing aus Nürnberg (Ausbildungsbetrieb: Bäckerei Markus Döllner, Nürnberg) für eine Top-Prüfungsnote von 1,40 geehrt. Zweit- und Drittbeste waren Julia Bayer (Bäckerei Walter Lades, Abenberg) mit Durchschnittsnote 1,95 und Stefan Römmelt (Bäckerei Imhof, Nürnberg) mit 2,30. Im Bäckerei-Fachverkauf lag Katja Lehew aus Berg (Der Bäcker Feihl, Neumarkt) vor Stefanie Schwarz (Der Kalchreuther Bäcker, Eckental-Brand) und Jasmin Kaiser (Kinderarche Berufshilfe Fürth, Bäckerei Karg).

Markus Döllner, Lehrlingswart der Bäckerinnung, bilanzierte eine um 14 Lehrlinge auf 40 gesunkene Zahl von Prüfungsteilnehmern im Vergleich zu 2013. Das weist auf den künftig drohenden Nachwuchsmangel hin und gebe zu denken. Drei Bäcker- und sechs Fachverkaufs-Azubis schafften die Prüfung nicht. Der Notenschnitt lag im Bäckerhandwerk bei 3,7 in der Theorie und 2,5 in der Praxis, im Verkauf bei 3,8 und 4,1.


Die Ehrung der besten Bäckergesellen: Obermeister Christian Albert (rechts) und Lehrlingswart Markus Döllner überreichten Präsente an Lucas Schwing und Julia Bayer (von links).

Die drei besten Fachverkäuferinnen mit Obermeister Christian Albert  und Lehrlingswart Markus Döllner.

Fotos: Mayer

Willkommen hießen den Nachwuchs in der „Handwerkerfamilie“ Kreishandwerksmeister Achim Hanisch und Lauf-Hersbrucks neu gewählter Metzger-Obermeister Manfred Weber. Letzterer erinnerte die jungen Fachkräfte an die griechische Weisheit „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.“ Dass sich die Anstrengung gelohnt habe, sähen sie jetzt. Angesichts des Fachkräftemangels sei der erworbene Abschluss und die Eintrittskarte in die berufliche Zukunft: „Ausbildung steht an erster Stelle!“ 

Sein Amtskollege von den Nürnberger Bäckern, Christian Albert, mahnte, nach der Erholung vom Prüfungsstress Berufserfahrung zu sammeln und dann die Weiterbildungschancen im Handwerk zu nutzen. Wer eine neue Stelle suche, dem empfahl er Bewerbungen bei Innungsbetrieben – hier sei Qualität zu Hause. Angelika Ziegler, Innungsbüroleiterin der Fleischer, ermunterte die Junghandwerker, selbstbewusst zu sein. Sie seien Experten in Ernährungs- und Gesundheitsfragen, und manchmal auch Trösterin und Therapeutin. Das Potenzial dafür hätten sie in drei Jahren erworben. Deshalb: „Lassen Sie sich nicht verunsichern von Debatten über Abitur oder Studiengänge. Sie sind wichtig, Sie sind ein Pfeiler unserer Gesellschaft.“ Die bemerke leider auf den Wert handwerklicher Dienste oft erst, wenn es sie nicht mehr gebe.

Oberstudiendirektor Ludwig Englert, Leiter der Städtischen Berufsschule 3, gratulierte den erfolgreichen Prüflingen zur Schlüsselkompetenz „Durchhaltevermögen“. Drei Jahre hätten sie Fachkompetenz und Werte vermittelt bekommen, die sie künftig zum Wohle ihrer Kunden und ihrer Mitmenschen einsetzen könnten. Er lobte die gute Zusammenarbeit von Schule und Betrieben; das Duale System mache die niedrige Jugendarbeitslosenquote  in Deutschland (6,8 Prozent; Spanien: 25 Prozent) erst möglich.

Thomas Pirner empfahl den jungen Leuten, sich bei ihrer Arbeit stets am Kunden, am Markt zu orientieren. Industrieskandalen mit Schimmelbrot und Gammelfleisch müsse man täglich das hohe Niveau des Handwerks entgegensetzen. Dabei seien auch Organisationstalent und modernste Technik mit computergesteuerten Maschinen gefragt. Und neue Angebote – in Bäckereien mit Cafés und bistroartigem Ambiente, in Metzgereien mit Heißer Theke und restaurantartigem Betrieb. „Und in 20 Jahren kann man vielleicht den Snack per Smartphone bei Ihnen bestellten“, blickte der HWK-Vize in die Zukunft. Auf dem Gesellenbrief sollten sie aufbauen, das „durchlässige Bildungssystem nutzen und Karriere machen – z.B. als Meister, Betriebswirt oder mit anschließendem Uni-Studium. 

Im Namen der ehemaligen Azubis dankten im Gegenzug Leonie Sandrock (Bäckerei Hollederer, Pommelsbrunn), Franziska Langner (Kalchreuther Bäcker) und Maximilian Meiler (Metzgerei Meiler, Nürnberg) Eltern, Betrieben und Lehrern für deren Unterstützung während der oft anstrengenden Lehrzeit. Man habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen; die gute Ausbildung und Leistungsbereitschaft seien wichtiges Kapital für die berufliche Zukunft. Und: „Aus der Liebe zum Beruf kann auch noch eine Berufung werden!“

Musikalisch umrahmt wurde die vom stv. Bäcker-Obermeister  Uwe Walzel humorvoll moderierte Feier von den Bäckerposaunen im CVJM. Sie klang kulinarisch mit einem Umtrunk samt Imbiss aus, zu dem Bäcker- und Fleischer-Innung einluden.